Objektbeschreibung: |
Diese Teilfläche des Naturschutzgebietes ist (bis auf kleine Abweichungen) identisch mit dem FFH-Gebiet "Dickbusch, Loersfelder Busch, Steinheide" (DE-5105-301) zwischen Kerpen und Sindorf. Das großflächige Waldgebiet, unmittelbar angrenzend an das Gewerbegebiet "Lörsfelder Busch" bei Kerpen, wurde durch den Bau der Autobahn A4 von dem nördlich angrenzenden kleinen Waldgebiet getrennt. Letzteres gehört ebenfalls zum NSG.
Wie auch die übrigen Teile des genannten FFH-Gebietes gehört der hier betrachtete Wald zu den sogenannten Bürgewäldern (auch als "Hambacher Forst" bezeichnet). Es handelt sich dabei um einen (ehemals, s.u.) großflächigen Waldbestand an der Grenze zwischen Jülicher Börde im Norden und der Zülpicher Börde im Süden, der seit der Wiederbewaldung nach der letzten Eiszeit nie gerodet wurde und als letzter großflächiger Waldbestand in der niederrheinischen Bucht gilt. Ein wesentlicher Grund für seine Erhaltung über viele Jahrhunderte war, dass dem Hauptterrassenschotter im Naturraum "Bürge" (innerhalb der naturräumlichen Haupteinheit Jülicher Börde) nur eine dünnmächtige Lößdecke aufliegt oder diese auch ganz fehlt. Als Böden haben sich daraus geringwertigere Parabraunerden und überwiegend Pseudogleye (wg. verbreiteter Staunässe) entwickelt. Potentiell natürlich und bis in die siebziger Jahre das 20. Jahrhundert auch großflächig vorkommend ist der Eichen-Hainbuchenwald (das ist der europaweit geschützte FFH-Lebensraumtyp 9160). Durch die über viele Jahrhunderte geregelte extensive Nutzung des Waldes zunächst als kaiserliches Wildbanngebiet und später durch die umliegenden Gemeinden im Form von Waldweide, Brenn- und Bauholznutzung hat sich ein sehr naturnaher, strukturreicher Wald mit altem Baumbestand erhalten. Vegetationskundlich ist die für den Hambacher Forst typische Ausbildung des lindenreichen Maiglöckchen-Eichen-Hainbuchenwaldes hervorzuheben, da diese nur hier ihren Verbreitungsschwerpunkt hat und sonst nur noch insbesondere im Nörvenicher Wald und im Kottenforst bei Bonn bekannt ist.
1978 wurde der Braunkohle-Tagebau Hambach erschlossen. Zu dieser Zeit war die Waldfläche der Bürge ca. 4.100 ha, rund 150 Jahre zuvor noch rund 12.000 ha groß (Quelle: Die naturräumlichen Haupteinheiten auf Blatt 122/123 Köln-Aachen, E. Glässer, Selbstverlag der Bundesforschungsanstalt für Landeskunde und Raumordnung, 1978).
Sowohl der Dickbusch im Westen als auch der Lörsfelder Busch im Osten haben einen hohen Anteil Eichen-Hainbuchenwälder. Hervorzuheben sind vor allem Bestände mit Alt- und starkem Totholz sowie dem typischen, kraut- und strauchreichen sowie von knorrigen Eichen geprägten Erscheinungsbild des Eichen-Hainbuchenwaldes. Sie finden sich großflächig im Lörsfelder Busch und im Südosten des Dickbusch. Vor allem der Bestand im Nordwesten direkt an der A4 ist besonders reich an Winterlinde.
Die Rotbuche ist häufig beigemischt. Reine Buchenbestände sind selten, z.B. kleinflächig im Südosten und Osten des Gebietes.
Eichen- und Eichenmischwälder sind großflächig v.a. im Zentrum des Dickbusches zu finden. Die Bestände aus überwiegend älteren Eichen (mittleres und starkes Baumholz) sind überwiegend sehr strauchreich, Hainbuche findet sich nur lokal und nahezu nur in der Strauchschicht. Sie sind jedoch auf Grund der vorkommenden Arten eindeutig als Fragmentgesellschaften des Eichen-Hainbuchenwaldes anzusprechen. Im SW findet sich ein alter Eichenbestand mit Eichen bis ca. 100 cm Brusthöhendurchmesser. Alte Eichen stehen tlw. nur in einem schmalen Streifen entlang der östlichen Grenze des Dickbusches zum angrenzenden Gewerbegebiet.
Im südlichen und kleinflächiger im nördlichen Teil des Dickbusches sowie im südöstlichen Teil des Loersfelder Busches finden sich größere zusammenhängende Flächen mit Pflanzungen vom Sämlingsalter über Dickungen bis hin zu Stangenholzbeständen. Meist wurden hier Stieleichen gepflanzt, seltener und kleinflächig Rotbuchen. Als Pionierholz beherrscht jedoch die Birke zurzeit häufig das Bild dieser jungen Bestände.
Von Nadelhölzern (Kiefer, Fichte, Lärche) beherrschte Bestände finden sich großflächiger nur im Lörsfelder Busch, Roteichen-Mischbestände hingegen finden sich in einem großen Bestand nur im nördlichen Teil des Dickbusches.
Kleinflächiger finden sich Ahorn- und Eschenmischbestände, diese tlw. lindenreich. Ganz im SW des Dickbusches gibt es lindenreiche Laubmischwälder ohne vorherrschende Baumart. Hier sind tlw. Hybrid-Pappeln beigemischt bzw. ist kleinflächig auch ein Pappelforst vorhanden.
Der für die Jülich-Zülpicher Börde großflächige Wald ist als Relikt der oben genannten Bürgewälder repräsentativ für den Naturraum und mit seinem alten Gehölzbeständen (Stämme bis ca. 100 cm Durchmesser) auch naturschutzfachlich (z.B. für Spechte, bestimmte Fledermausarten) wertvoll. Der für die Region typische und inzwischen sehr seltene Maiglöckchen-Eichen-Hainbuchenwald ist großflächig im Gebiet erhalten Somit ist dieser Wald von herausragender Bedeutung für die Erhaltung dieser Waldgesellschaft und darüber hinaus auch aus internationaler Sicht für die Erhaltung des Eichen-Hainbuchenwaldes (FFH-LRT 9160).
In der an großflächigen Wäldern armen Bördelandschaft stellt das Gebiet ein wichtiges Trittsteinbiotop für typische Waldarten dar, auch solchen, die an strukturreiche Wälder mit Alt- und Totholz gebunden sind. Darüber hinaus ist diese große Restfläche der Bürgewälder ein wichtiges Rückzugsgebiet für die typischen Arten des Eichen-Hainbuchenwaldes in der Niederrheinischen Bucht und damit auch unverzichtbares Regenerationspotential für den Tagebau Hambach. Dieses sind u.a. die natürlichen Vorkommen der Winterlinde, die Vorkommen europarechtlich geschützter Tierarten wie etwa Haselmaus, Mittelspecht sowie verschiedene Baumfledermäuse (z.B. die Bechsteinfledermaus).
Die Restvorkommen der Bürgewälder mit ihren lokalen Besonderheiten sind aus europäischer und landesweiter Sicht dringend zu erhalten. Weitere Beeinträchtigungen wie etwa Zerstückelung durch Bau von Verkehrs- oder Versorgungstrassen sind unbedingt zu vermeiden. Darüber hinaus sollte eine extensive forstwirtschaftliche Nutzung mit dem Ziel Erhaltung und Förderung von Altbeständen insbesondere des Eichen-Hainbuchenwaldes erfolgen. Dabei ist auch starkes Totholz (stehend und liegend) durch Verzicht auf Hieb alter Bäume zu fördern. Die jungen Bestände sollten ebenfalls diesem Ziel folgend entwickelt werden und die Nadelholz- sowie Roteichenbestände sollten durch sukzessive Entnahme nicht lebensraumtypischer Baumarten zu standortgerechten Beständen (i.d.R. Eichen-Hainbuchenwald) entwickelt werden.
Soweit möglich ist der Wasserhaushalt in den Beständen zu optimieren und so die typische Krautschicht zu fördern. |