Objektbeschreibung: |
Nordwestlich Alstätte liegt am Rand einer strukturarmen Ackerlandschaft das NSG Witte Venn. Das NSG umfasst im Wesentlichen ein gut erhaltenes Heidemoor mit Feuchtheiden und mehreren flachen Heideweiher. Der Biotop setzt sich in ähnlich gutem Erhaltungszustand über die niederländische Grenze nach Nordwesten fort. Im Norden liegt auf einer ehemaligen Ackerfläche ein wertvoller Stillgewässer-Grünlandkomplex.
Kern des Naturschutzgebietes sind große Feuchtheideflächen, die sich infolge der in der Vergangenheit durchgeführten Optimierungsmaßnahmen zumeist in einem guten Erhaltungszustand befinden. Die Heidefläche ist weitgehend gehölzfrei, nur im Randbereich treten vermehrt Sträucher auf. Die Feuchtheide ist zumindest im Zentralbereich nur schwach mit Pfeifengras durchsetzt, zum Rand hin nimmt der Pfeifengrasanteil zu und geht die Glockenheide geht letztlich in eine bultenreiche Pfeifengras-Feuchtheide über. In der Erica-Feuchtheide treten häufig Torfmoose auf, in flachen Senken sind immer wieder Schnabelried-Schlenken (u.a. mit Weißem und Braunen Schnabelried, Mittlerem Sonnentau) eingelagert, die lokal auch größere Dimensionen erreichen und gelegentlich in Zwischenmoor (torfmoosreich mit viel Wollgras, dazu häufig auch Vielstengelige Sumpfsimse)übergehen.
In den Feuchtheiden kommt die Besenheide i.d.R. nur mit geringen Deckungsgraden vor. Eingestreut finden sich aber auf flachen Geländerücken Calluna-reiche Heidestadien, die vorwiegend durch ältere Heidesträucher gebildet werden.
Die flachen und unbeschatteten Kolke und Weiher im Naturschutzgebiet fallen in trockenen Sommern (so zum Zeitpunkt der Ortsbegehung im September 2009) über weite Strecken trocken. Ihr Wasser erscheint unbelastet. Herausragend sind zwei große, mesotrophe Heideweiher, die beide auf niederländisches Staatsgebiet übergreifen (das nördliche Gewässer liegt überwiegend auf niederländischer Seite). Die Ufer der Gewässer sind weitgehend mit dichten Beständen der Vielstengeligen Sumpfsimse bewachsen, eingestreut finden sich auch Herden der Zwiebelbinse. Bei beiden großen Heideweihern sind an den Ufern schwingrasenähnliche Verlandungskomplexe vorhanden, die in Zwischenmoor- und Feuchtheidenvegetation, lokal auch in Hochmoorregnerationskomplexe übergehen. Nur selten sind eutrophierungsbedingte Störungszeiger wie Flatterbinse vorhanden. Weitere kleinere Gewässer sind in die Feuchtheide eingestreut und sind weitgehend mit torfmoosreicher Moorvegetation und dichten Beständen der Vielstengeligen Sumpfsimse bewachsen.
Im Zentralbereich des Moores sind nur wenige Einzelgehölze vorhanden, lediglich auf einer flachen Düne zwischen den beiden großen Heideweihern stockt ein lichter Birkenbestand. Im Norden wird das Moor durch einen schmalen Gehölzstreifen, im Osten und Süden breitere Gehölzbestände begrenzt. Im Osten stocken teils ein schmales Feldgehölz (v.a. aus Erle und Birke), teils breitere Erlen oder Pappelmischbestände. Im Süden ist ein lichter Pfeifengras-Birkenwald ausgebildet, dem oftmals Kiefern und der in einen Kiefernmischwald übergeht. Moorseitig sind den Gehölzen am Ostrand oftmals Weiden-Faulbaumgebüsche vorgelagert, selten auch kleinere Gagelgebüsche.
Mit Ausnahme der nicht bodenständigen Gehölze weist das Naturschutzgebiet keine deutlich sichtbaren Beeinträchtigungen auf. Die im Moor vorhandenen Entwässerungsgräben sind bereits außer Funktion. Im Süden des Naturschutzgebietes verläuft ein schmaler Weg, von dem selten Trampelpfade zum Gewässer abbiegen. Der Weg setzt sich nach Nordwesten auf niederländischem Staatsgebiet fort.
Im Norden des NSG wurde im Jahr 2001/2002 auf einer Ackerfläche der Oberboden abgetragen und flache Blänken angelegt, die sich mittlerweile zu oft artenreichen, mesotrophen Gewässern entwickelt haben. Kennzeichnend sind größere Pillenfarn-Rasen, daneben weitere typische Vegetationseinheiten mesotropher Gewässer (Zwiebelbinsen-Rasen, Schnabelseggenried, Kleinseggenrieder und Schnabelried-Gesellschaften). Mäßig feuchte Sandflächen werden von lückigen Glockenheide-Initialstadien mit vielen Arten der Schnabelried-Gesellschaft eingenommen. Daneben werden terrestrische Bereiche von verbuschten Feuchtgrünlandbrachen eingenommen. Dieser Biotopkomplex setzt sich in vergleichbarer Qualität nach Norden außerhalb des Naturschutzgebietes fort.
Das NSG Witte Venn umfasst eines der am besten erhaltenen Heidemoore in NRW mit zahlreichen heidemoortypischen Lebensräumen wie mesotrophen Gewässern, Feuchtheide, Schnabelried-Schlenken sowie Zwischenmoorstadien und Hochmoorregenerationskomplexen. Die Bedeutung des Gebietes wird auch durch die Vorkommen vieler, z.T. hochgradig gefährdeter Pflanzen- und Tierarten dokumentiert. Der neu geschaffene Stillgewässerkomplex hat sich zu einem wertvollen Lebensraum für Arten mesotropher Gewässer entwickelt, wobei sich vergleichbare Gewässerkomplexe nach Süden und Norden anschließen. Das Naturschutzgebiet ist ein zentraler Baustein im Biotopverbund der Heiden und Moore im westlichen Münsterland und als solcher auch Bestandteil des NATURA 2000-Netzwerkes und des national bedeutsamen Vogelschutzgebietes "Moore und Heiden im Westmünsterland".
Vorrangiges Ziel ist die Erhaltung und weiter Optimierung der heide- und moortypischen Lebensräume, hierzu sind bei Bedarf Pflegemaßnahmen durchzuführen. Im Gebiet sind in den letzten Jahren bereits einige Entwicklungs- und Pflegemaßnahmen durchgeführt worden. Mittel- bis langfristig sollten die nicht bodenständigen Gehölze aus dem Gebiet beseitigt werden. Insbesondere ist darauf zu achte, dass sich die Spätblühende Traubenkirsche nicht in das Moor ausbreitet. |